„Ich bin eigentlich nur glücklich, wenn ich schreiben kann“ – Gisa Pauly eröffnete „Kleine Orber Buchmesse“

„Ich bin eigentlich nur glücklich, wenn ich schreiben kann“ – Gisa Pauly eröffnete „Kleine Orber Buchmesse“Bad Orb. „Tatsächlich war ich noch nie in Bad Orb.“ Gisa Pauly steht auf der Bühne im Gartensaal der Konzerthalle und lacht. Es sei ihr schon passiert, dass sie einen Ort einfach wieder vergesse, an dem sie vor Jahren gewesen sei – aber: „Sollte ich hier noch einmal her kommen, dann weiß ich ganz bestimmt: Hier war ich schon.“ Schuld daran: „Ich fand den Kurpark wunderschön“, und auch ein Besuch im Café mit Tortengenuss habe ihr „gut gefallen“. Sie hat Glück: Zwischen dem Auftritt am Vortag in Lahnstein und dem in Bad Orb am vergangenen Dienstag, den Veranstaltungsleiter Christian Edel von der Bad Orb Kur GmbH organisiert hat, bleiben ihr ein paar Stunden, eigene Eindrücke zu sammeln. Am nächsten Morgen mangelt es dafür an Gelegenheit: Da geht es auf zur Frankfurter Buchmesse, das neue Buch „Käpt’ns Dinner“ vorstellen. Dass die mehrfach ausgezeichnete Journalistin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin wenigstens ein paar Stunden in der Kurstadt verweilt, freut insbesondere Kurdirektor Steffen Kempa, der am Dienstagabend die Begrüßung der Gäste übernimmt und aus dem Nähkästchen plaudert, dass das Schönste am Handlungsort der humorvollen Krimis, an Sylt, ja der Blick nach Amrum sei – also zu seiner Lieblingsinsel.

Auch wenn der Mittwoch als Eröffnungstag der „großen“ Buchmesse offizieller Erstverkaufstag der „Familienkomödie auf hoher See“ ist, für die Pauly eine viermonatige Weltreise „in Kauf nahm“: Am Büchertisch der Wächtersbacher Altstadtbuchhandlung Dichtung & Wahrheit gibt es schon erste Exemplare, an denen das Interesse so groß ist, dass nach der zwanzigminütigen Pause alle ausverkauft sind. Neben Lektüre am Buchhandlungsstand gibt es bei Danyel Monegos WunderBAR Eventgastronomie Spritz-Getränke wie Aperol-Spritz, Sekt, Wein, Wasser und Brezeln, die Annika gut gelaunt überreicht. Für Gisa Pauly steht zunächst auf der Bühne stilles Wasser, doch nach dem zweistündigen Programm mit viel (Szenen-)Applaus und Gelächter und vor einer Übernachtung im Bad Orber Margarethenhof gönnt sich die Autorin aus Leidenschaft auch noch ein Glas Prosecco mit Gästen, mit denen sie seit Langem über die sozialen Netzwerke in Kontakt steht, die sie aber an diesem Abend erstmals „im echten Leben“ trifft.

Passend zum Thema des 18. Sylt-Krimis mit Mamma Carlotta: „Breitseite“. Denn da treffen sich „reife Singles“ zum „Speeddating“. Mit dabei: Mamma Carlotta, deren Enkelin Carolin aufgrund ihres jugendlichen Alters nicht als Gast zugelassen ist, die aber zu gerne für das Inselblatt darüber berichten würde. Sieben Männer, sieben Frauen, sieben Minuten Gespräch – oder wie die Enkelin sagt: „Wenn Du Dir einen Fernseher kaufst, schaust Du Dir doch auch alle Modelle an.“ Jedenfalls „matcht“ es zwischen der italienischen Powerfrau und einem Galeriebesitzer. Dass dann beim Treffen in der Galerie ein Mord passiert – Gisa Pauly erwähnt es nur noch am Ende der Lesung, wer mehr wissen möchte, dem empfiehlt sie, das Buch zu lesen.

Denn die verbliebene Zeit widmet die ebenso fröhlich wie resolut wirkende Autorin noch offenen Fragen aus der vielköpfigen Gästeschar – wobei nicht sehr viele Besucher das Wort ergreifen. „Ich habe schon alles erzählt, was man wissen muss“, schmunzelt Pauly. Und tatsächlich ist der gesamte Abend gespickt mit Berichten zu ihrer Art des Arbeitens, zu Reisen und ihrer Beziehung zu ihren Figuren, von denen sie etliche als „ihr Stammpersonal“ bezeichnet. 47 Bücher, so berichtet die Schriftsteller auf Nachfrage, habe sie inzwischen geschrieben, davon aktuell 18 mit Mamma Carlotta. Das 19. wird La Paloma heißen und liegt im Lektorat, Pläne für weitere und einen Sonderband zur Weihnachtszeit gibt es. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich nicht nur auf eine Figur festgelegt wurde und auch meinen Namen nicht wechseln musste, wie das bei vielen Kollegen der Fall ist“, so die ehemalige Lehrerin, die vor 30 Jahren ihren ursprünglichen Beruf an den Nagel gehängt und seither als freie Schriftstellerin ihr Auskommen hat. Und die von sich selbst sagt: „Ich bin eigentlich nur glücklich, wenn ich schreiben kann.“ Sie selbst liest „im Moment das Buch von Gaby Hauptmann“, die am Folgetag in Bad Orb die Kleine Orber Buchmesse fortsetzt.

Das Publikum indes ist für die Schriftstellerin nicht nur Stichwortgeber der Fragerunde, sondern ihm kommt eine ganz besondere Bedeutung zu: Etwa, wenn es um die Weiterentwicklung der beiden Figuren Erik Wolf, Hauptkommissar und Schwiegersohn von Mamma Carlotta, und Staatsanwältin Tilla Speck geht: „Heiraten müssen die nicht, oder?“, will die Autorin vom Publikum wissen. Die Tipps der Leserschaft sind ihr wichtig: „Was meinen Sie? Ist jemand dagegen? Ich schreib die Bücher ja für Sie, es soll Ihnen ja gefallen...“