Steinegarten

Der erdgeschichtliche Lehrpfad „Steinegarten“ gegenüber dem Bahnhof zeigt 27 zum Teil gewaltige Felsblöcke unterschiedliche Gesteine aus der Region.

Beim Bau der Autobahn A66 wurden 1983 im Bereich „Aufenauer Berg“ mächtige Buntsandstein-Schichten durchstoßen. Der Vorschlag des Heimat- und Geschichtsvereins, einige der bei den Sprengungen anfallenden großen Gesteinsblöcke abzufahren und zur Erinnerung an diese Baumaßnahmen sowie als erdgeschichtliches Denkmal mit Hinweistafel vor dem Wächtersbacher Rathaus aufzustellen, wurde vom damaligen Bürgermeister Heinrich Heldmann positiv aufgenommen und auch kurzfristig verwirklicht. Zusätzlich ließ er dort einen aus der Gemarkung Waldensberg stammenden mächtigen Basaltfelsen aufbauen. Seit dieser Zeit repräsentieren hier insgesamt drei sehenswerte Objekte die beiden wichtigsten heimischen Gesteinsarten: Buntsandstein und Basalt. Die Stadtverwaltung finanzierte auch entsprechende Erläuterungstafeln. Diese gelungene Maßnahme motivierte in den folgenden Jahren zum allmählichen Ausbau dieser „Sammlung“ durch Aufstellung weiterer Blöcke der in unserer Region zusätzlich vorkommenden Gesteinsarten. So gelang es schließlich im Laufe der Zeit passende und optisch reizvolle Objekte vorwiegend in regionalen Steinbrüchen aufzuspüren und mit Unterstützung des städtischen Bauhofs sowie der Spedition Eichhorn AG (Birstein) nach Wächtersbach zu bringen. Die Suche war sehr zeitaufwendig, zumal die Steine an für einen Abtransport günstigen Stellen liegen mussten. Diese Fahrten gestalteten sich so oftmals recht abenteuerlich.

Im Juni 2008 – nach nunmehr 25 Jahren (!) - konnte nun endlich „Vollzug“ gemeldet werden. Insgesamt 27 z.T. gewaltige Felsblöcke sind auf der kleinen Wiese vor dem Rathaus aufgestellt. Darunter befinden sich einige ausgesprochene Raritäten, so z.B. ein 4,5 Tonnen schwerer, bizarr geformter Tertiär–Quarzit vom Waschbachtal, ein Zechstein-Dolomit aus dem Vorspessart mit einem Überzug des schneeweißen Minerals Schwerspat (Baryt) sowie zwei Blöcke des wegen seiner speziellen Materialzusammensetzung und Ausbildung weltweit nur an wenigen Stellen vorkommenden Schlackentuffs aus der Zeit des Vogelsberg-Vulkanismus (stillgelegter Steinbruch von Nidda-Michelnau). Zusätzlich sind in der Anlage auch einige Erzeugnisse aus heimischem Buntsandstein zu sehen (Mühlstein, Viehtränke, Grenzstein), als Erinnerung an die frühere große wirtschaftliche Bedeutung dieses Gesteins in unserer Region. Die Objekte sind mit Schildern versehen, die über ihre Herkunft, die Entstehung und das Alter informieren. Eine Info-Tafel bietet dazu mit Tabellen und urzeitlichen Landschaftsbildern weitere Hinweise zur regionalen Geologie. Damit ermöglicht dieser weit und breit einmalige Lehrpfad besondere Einblicke in den geologischen Aufbau der Landschaft zwischen Vogelsberg, Spessart und Rhön – sichtbare, greifbare, erlebbare Erdgeschichte! Die Anlage ergänzt somit auch in idealer Weise die kreisweit wohl umfangreichste geologische Sammlung (Gesteine, Fossilien, Mineralien, Dokumente) im Wächtersbacher Heimatmuseum.

In Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, städtischem Bauhof, Heimat- und Geschichtsverein sowie durch finanzielle und ideelle Unterstützung zahlreicher Firmen, Institutionen und Privatpersonen verfügt unsere Stadt nun über ein weiteres kulturelles Kleinod, das die Vergangenheit unserer näheren Heimat lebendig macht. Die Vermittlung dieses Wissens und seine Weitergabe sind wichtige Aufgaben unserer Gesellschaft. Besonders für Schulen, aber auch für alle Freunde der Natur und Heimatgeschichte bietet sich hier ein hervorragender Anschauungsunterricht.

Die Anlage ist für Jedermann frei zugänglich. Bei Interesse sind auch besondere Führungen möglich (Kontakt: Gerhard Jahn, Telefon: 06053/2126).

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